HomePressearchivZur Geschichte...Große Erfolge für den Nachwuchszug  
   
   
  Große Erfolge für den Nachwuchszug
  MAZ blickt zurück in die 50-jährige Geschichte der Perleberger Spielleute / Heute: die 70er Jahre
   
  Märkische Allgemeine vom 20. August 2005
   
  Perleberg • "Früher waren die Pokale individueller gestaltet", meinte Stefan Winter beim Blick auf das Regal mit all den Auszeichnungen, die die Perleberger Spielleute im Laufe der Zeit erhalten haben. Und das waren nicht wenige, vor allem in den siebziger Jahren, als nicht nur bei den Pokalen die individuelle Gestaltung dominierte. 1974 erreichte das Vereinsleben einen absoluten Höhepunkt: Der Nachwuchs der BSG Empor I Perleberg – damals waren Pritzwalker und Perleberger noch vereint – errang den ersten Platz bei der DDR-Meisterschaft in Weißwasser. Einer der damals dabei war, ist noch heute dem Spielmannszug treu: Heiko Schick erinnert sich, dass die Meistertruppe den höchsten Altersschnitt aller Teilnehmer hatte und schon seit 1971 zusammen spielte.

1971 war auch in anderer Hinsicht ein entscheidendes Jahr für die Spielleute: Damals nämlich bezogen sie Quartier in der heutigen Rolandschule, wo sie bis zum heutigen Tage immer noch trainieren. Nach mehreren Beratungen segnete der Rat der Stadt das Vorhaben ab, und so konnte am 8. September zum ersten Mal in dem Gebäude geprobt werden. Klaus Dröge, damals Vereinsvorsitzender, erinnert sich, dass sich der damalige stellvertretende Schulleiter Rolf Grabau für den Spielmannszug eingesetzt hatte.

Damit waren die Voraussetzungen dafür gegeben, dass der Verein einen Aufschwung nehmen konnte. Hatte er 1965 mal gerade zehn Mitglieder, so stiegen die Mitgliedszahlen in den Siebzigern rasant an und erreichten mitunter sogar dreistellige Werte. Insbesondere im Nachwuchsbereich gab es Andrang, so dass es zwei Nachwuchsgruppen gab. Und es war eine Ehre, im Nachwuchs I mitzumachen - schließlich erzielte dieser die tollen Ergebnisse bei DDR-Meisterschaften. Ein Garant für den Erfolg war der Pritzwalker Kurt Becker, der den Nachwuchs akribisch, ja geradezu pedantisch auf seine Auftritte vorbereitete.

1972 fielen die DDR-Meisterschaften mit der Kinder- und Jugendspartakiade in Berlin zusammen. Ein Wolkenbruch verhinderte damals ein besseres Ergebnis als den siebten Platz. Denn so mussten die Spielleute anstatt vor dem Berliner Dom in einer Säulenhalle im Stand spielen - dabei war ihre Stärke das Marschieren.

Nach dem Erfolg 1974 aber wurde der Nachwuchszug nach Einschätzung von Klaus Dröge zur "Fahrschulmannschaft" (sic! Er sagte: "Fahrstuhlmannschaft"; Anm. S. Dröge). Kein Wunder: Der erfolgreiche Jahrgang wechselte ins Erwachsenenlager und sorgte mit dem dritten Platz bei den DDR-Meisterschaften 1975 in Hirschfeld dort noch einmal für einen Riesenerfolg.

Der dann folgende Nachwuchs schnitt mal besser und mal schlechter ab. Doch der stetige Wechsel zwischen Sonderklasse und der darunter angesiedelten Leistungsklasse I hatte so seine Folgen. Zum Beispiel mussten die Abzeichen an der Kleidung beim Klassenwechsel jeweils geändert werden. Der Nachwuchs stabilisierte sich später in der Leistungsklasse I.

Apropos Kleidung: Die wurde in den siebziger Jahren bunter, und für jeden Anlass gab es die passende Farbe und Ausrüstung. Dominierte noch 1973 Rot mit weißem Koppel, so war es ein Jahr später Rot-Weiß. Der Nachwuchs trat auch in Pionierkleidung auf. Für die Teilnahme an den Turn- und Sportfesten wurden den Musikanten komplette Uniformen gestellt, die in den Besitz des Zuges übergingen. Für spezielle Ereignisse trugen die Spielleute spezielle Farben, etwa für die Teilnahme an der großen Musikschau während der X. Weltfestspiele der Jugend und Studenten in Berlin. Damals bildeten Pritzwalk und Perleberg sogar den größten Zug. Dieses Großereignis war für alle ein tolles Erlebnis. Heiko Schick hat noch eine Tasche von jenem Ereignis, die sich zum Sitzkissen umfunktionieren ließ. Weitere schöne Erinnerungen haben die Perleberger an eine Veranstaltung im polnischen Inowroclaw, wo sie 1974 innerhalb von fünf Tagen mehrere Auftritte absolvierten. Stefan Winter wiederum denkt gerne an das Turn- und Sportfest in Leipzig im Jahr 1977.

Vom 1. Januar 1975 an trennten sich im übrigen die Wege der Perleberger und der Pritzwalker Spielleute. Jedoch betonen die Dröges, dass die Beziehungen bis heute sehr gut geblieben sind. Überhaupt war der Zusammenhalt zwischen allen Spielleuten sehr gut. Gerhard Dröge: "Wir waren eine große Familie."

Bernd Atzenroth
   
   
 
zurück nach oben